SCHAUfenster c/o Atelier Sohler

Die pandemiebedingte Kulturförderung der Stadt Fürth führte zu einer kleinen Draußen-Ausstellungsreihe iniziiert von der Fotografin Andrea Sohler – SCHAUfenster c/o Atelier Sohler. 12 Künstler*innen FN stellten, klebten und hängten Sachen in Andrea Sohlers Atelierfenster. Als Hausgrafiker gestaltete ich ein kleines typografisches Erscheinungsbild mit meinen aktuellen Lieblingsschriften.

Die Avenir (nicht die aktualisierte Version Avenir Next) von Adrian Frutiger und eine Schrift namens NIB pro. Diese war in einem Pandemiefreefontpack enthalten, vorallem hat es mir da die Kursive angetan. So schön. Als alter Spielratz noch ne schicke Linie rausgesucht und:

Die Stadt Fürth hat sich großzügig gezeigt und finanziert eine kleine Dokumentation (hier gehts zur fertigen Dokumentation), deren Gestaltung gerade startet. Bis es soweit ist darf ich das Schaufenster mit Reklame bestücken. Meine Edition Blumen erschien mir da am Besten geeignet. Wie soll das aussehen? Erster Gedanke: Plott der Illustration des ersten Heftes (das „Raumschiff“) reinhängen, zweiter Gedanke: Hefte vor den Plott legen, dritter Gedanke: neonfarbene Buchstaben von innen ans Fenster kleben.

Ein bisschen räumlich sollten die Buchstaben schon sein, also Holzbuchstaben besorgt, angemalt. transparentes doppelseitiges Klebeband aufgezogen und mal an eine Scheibe geklebt. Pustekuchen. Wie mein Prof. es formulierte: „Gute Idee, sieht halt scheisse aus!“ und ausserdem bichten sie nicht – die Buchstaben.

Klebebuchstaben, Folienplott, Klebefolie, alles in Neonfarben nicht in der Kürze durchführbar. Das mit den Neonfarben ist immer schwierig, wie ich lernen musste, gibt es zwar eine Pantone-Offsetfarbe die sich Neongelb schimpft, aber alles andere als neon ist.

Irgendwie kam ich auf QR-Codes. Die gaben mir die Möglichkeit zusätzlich zur Edition Blumen meine Arbeit als Grafiker zu zeigen und auf das nächste Heft Müde Tiere hinzuweisen. Das Raster für die Buchstaben hatte ich schon angelegt also Codes generieren, Blätter mit Neongelb anmalen, Codes drucken, schneiden, transparentes doppeseitiges Klebeband aufziehen – und? Bicht und funktioniert!

Als alles fertig war übermannte mich ein warmer Schauer vollster Zufriedenheit. Noch weiter steigerte sich ein Hochgefühl als ein junger Mann mit dem Handy vordem Fenster stand und gefühlt eine Stunde lang die QR-Codes las, schließlich vorsichtig anklopfte um ein Heft zu erstehen. Hat er bekommen und zwei Aufkleber obendrein.

Die Edition Blumen im SCHAUfenster c/o Atelier Sohler. Reklame. Bis die Dokumentation der Austellungsreihe fertig ist. Das äusserst gelungene Fenster kann nonstop betrachtet werden, wenn man sich in die Theaterstraße 20 in Fürth begibt.

+++Update+++
Ellen Kress schrieb einen schönen Text, danke Ellen!

SURPRISE: Punk is not dead! But post.Mehr als 30 Jahre nach T17 (der Galerie von Bettina Brendel, Ralf Huwendiek und Achim Schnurrer, letzterer letzter Überlebender des Trios und Vater des Comicsalons) mit der Wende-Ausstellung `PGH – Glühende Zukunft` der Berliner KünstlerInnen Henning Wagenbrecht, Anke Feuchtenberger und Holger Ficklscherer und dem großartigen Plakat mit der real-sozialistischen roten Sonne auf weißem Grund, sehen wir im SCHAUfenster von Andrea Sohler diesen verdammt coolen Style mit harter Farb- und Formgestaltung, so fanzinig und unbestimmt comicmäßig.Wer verkauft sich dort mit `Reklame`?Christian Dümmler, der angewandte Grafiker und freie Künstler, gewiß kein Unbekannter der Szene, bespielt die wohl leider leider letzte Ausstellung der einjährigen Reihe mit Verve…Schwarz/Weiß/Neongelb die QR-Codes zum Scannen und Entdecken des Dümmler`schen Universums plus Heftbüchlein seines Verlages `Edition Blumen` – diese echt gelungene Deko füllt das Fenster, bis voraussichtlich im Sommer eine Publikation aller Ausstellungen dort erscheinen wird. Herr Dümmler verantwortet dann auch die Grafik.Eine Zeitreise in diesem hochexplosiven, giftigen, geilen Drittel der Theaterstraße in Fürth. Danke

Prima Ding so ein SCHAUfenster: FB-Link

FN eine Lister der beteiligten Künstler findet man auf der Seite von Andrea Sohler.

Für Andrea habe ich auch schon ein Heft gestaltet: DIR.

In der Edition Blumen: Müde Tiere.

Vorankündigung: Edition Blumen, müde Tiere –ein Zine.
müde Schnecke von Boris Tmschiczek

und die Links der QR-Codes:

Andrea Sohler DiR
Tessa Wolkersdorfer
https://duemmlersblog.wordpress.com/2017/09/12/positions-berlin-tessa-wolkersdorfer-auch-reklame/
https://duemmlersblog.wordpress.com/2017/11/14/einer-und-2-x-4/

Jules van der Ley – Neuste Nachrichten vom Nichtstun

6 Gedanken zu “SCHAUfenster c/o Atelier Sohler

  1. Ich bin sehr, um nicht zu sagen absolut für Kunst in Schaufenstern. Da würde ein Schaufensterbummel endlich wieder Freude machen, denn wer möchte sich schon die neonfarbenen Prozentschilder in den Schaufenstern von Matratzenläden, die sich wiederholende Mode in den Schaufenstern von H&M-Filialen, die Spar- und Anlagevorschläge in den Schaufenstern von Banken, die Sonderangebotsplakate in den Schaufenstern von Supermärkten, … angucken? Ich fürchte, ich fürchte, ich fürchte ….
    Ich fürchte nur, diese wahnsinnig gute Idee wird sich ebenso nur im Kurz- und Kleinformat realisieren, wie seinerzeit die wahnsinnig gute Idee, freie Werbeflächen kostenlos für Lyrik zur Verfügung zu stellen. Eines dieser Gedichte (von mir bis heute nicht vergessen) war z.B. von Ror Wolf (1932-2020):

    Die Suppe kalt in Hartmanns Hinterzimmer
    Wir saßen da und wurden ziemlich alt,
    und nicht viel später wurden wir noch älter,
    und wir vergaßen viel, die Suppe kälter,
    in Hartmanns Hinterzimmer, wo wir saßen
    und fast die ganze weite Welt vergaßen:
    die Luft, die weichen Wolken und den Wald
    und Hartmanns Hinterzimmer, was auch immer.

    Will sagen: Lieber Schaufenster schauen als mit dem Hintern im Hinterzimmer hocken

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    1. ja, da hatte meine freundin andi eine schöne idee. die beiden angrenzenden ladengeschäfte sind ein buchladen und eine künstlerin die pappmachéfiguren macht. ich befinde mich mit meiner reklame in bester gesellschaft. die links der qr-codes setzen die reihe der fensterausstellungen an einigen stellen fort. für fast alle künstler*innen war ich schon grafisch tätig, so konnte ich schöne bezüge zwischen mir und den künstler*innen herstellen. und schön wenns eben nicht nur um doofen konsum geht. KAUFT GEFÄLLIGST MEINE HEFTE! lol.

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  2. Pingback: Famous in Fürth

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